3 Wochen Urlaub mit Fahrrad und Zelt
11 Monate sind wir um die Welt gereist. Seitdem haben wir kein Flugzeug mehr bestiegen und auch dieses Jahr kamen wir ohne Fliegen aus. Züge, Fähren und natürlich unsere beiden Fahrräder waren unsere Verkehrsmittel.
Wir hatten uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bretagne und Südengland in einem Abwasch. Wir mussten ganz schön in die Pedalen treten, um den langfristigen Plan einzuhalten. Kurzfristig waren wir mit dem Zelt aber sehr flexibel. Meistens haben wir mittags erst entschieden, wo wir abends campen wollten. Aber der Reihe nach…
Fahrradmitnahme in europäischen Zügen
Innerhalb eines Landes lassen sich Züge über das Internet buchen, meist auch mit Fahrradmitnahme. Ohne Fahrräder geht es auch noch über Landesgrenzen hinweg ganz gut. Mit Rädern wird es dann sehr schwierig bis unmöglich. Daher haben wir uns entschieden, die Buchung in die Hände von Experten zu legen. Das Reisebüro Titanic in Berlin hat uns bei der Buchung geholfen und uns wertvolle Tipps bei der Planung gegeben.

Titanic Reisen – mehr als 25 Jahre Kompetenz
So war für uns überraschend, dass unsere Hinfahrt von Berlin nach Saint-Malo über Basel führen sollte. Auf der Landkarte scheint das erst einmal nicht so sinnvoll. Auch bei der Rückfahrt aus England wurde uns von Dover – Calais abgeraten. Wie kommt es? Die Fahrradmitnahme in der Bahn ist häufig gar nicht möglich. In Deutschland ist das beispielsweise generell im ICE der Fall. Auf anderen Strecken ist die Mitnahme nur möglich, wenn die Räder auseinandergebaut sind. Das kam für uns nicht in Frage. Titanic war sehr hilfreich bei der Erstellung unseres Master-Reiseplans und ich würde in Zukunft erneut über das Reisebüro gehen.
Unser Route bestand am Ende aus folgenden Etappen:
- Berlin – Basel (Nachtzug)*
- Basel – Paris (Zug)*
- Paris – Saint-Malo (Zug)*
- Saint-Malo – Roscoff (Fahrrad)
- Roscoff – Plymouth (Fähre)
- Plymount über Totnes nach Exmouth (Zug)
- Exmouth – Hastings (Fahrrad mit einer Zugfahrt bei Bornemouth)
- Hastings über London nach Harwich (Zug)
- Harwich – Hoek van Holland (Fähre)
- Hoek van Holland über Rotterdam und Zwolle nach Berlin (Zug)*
Die mit * markierten Fahrten haben wir über Titanic gebucht, den Rest haben selbst übernommen. Die Fahrten in England teilweise persönlich am Schalter.
Wie die Fahrradmitnahme dann konkret aussieht, lässt sich nicht vorhersehen. Wo befindet sich das Abteil, wenn der Zug hält? Wie viele Fahrradplätze gibt es? Werden die Räder gestellt oder gehängt? Häufig wussten wir das erst, als der Zug schon da war. Das ist stressig! Auch wenn am Ende immer alles gut ging und der Zug immer lang genug stand, dass wir unsere Räder und Gepäck sicher ein- bzw. ausladen konnten. Ein paar Mal konnten wir durch Nachfragen beim Personal am Bahnsteig bereits erfahren, was uns ungefähr erwartet.
Hier eine kleine Fotoauswahl mit Varianten der Fahrradstellplätze:
Fahrräder, Ausrüstung und Packliste
Letztes Jahr ist Tina noch mit ihrem Hollandrad von Berlin nach Rügen gefahren. Das wäre diesmal undenkbar gewesen. Schon in der ersten Stunde hatten wir in der Bretagne mehr Höhenmeter geschafft als letztes Jahr in einer Woche. Da ich mit meinem Trekkingrad von Conrad aus Berlin sehr zufrieden war, hat Tina sich nach gründlicher Recherche für dasselbe Modell entschieden.

Fahrrad mit monkkee-Maskottchen
Wir haben uns für Camping entschieden. Das bedeutet maximale Freiheit. Mit einem kleinen Zelt ist eine Reservierung einfach nicht notwendig. So konnten wir jeden Tag spontan entscheiden, wie lange wir fahren und wo wir übernachten wollen. Der Nachteil ist das Gewicht. Bergauf haben wir gemerkt, was sich da alles in unseren Taschen befindet.

Nicht nur Camping-Zubehör, Kleidung und Technik wollen getragen werden, auch Lebensmittel und vor allem Wasser hat sein Gewicht. Manchmal hatten wir mehr als 4 Liter Wasser im Gepäck.
Die folgende Packliste gibt grob wieder, was wir alles dabei hatten:
Camping und Co.
- Zelt
- Schlafsäcke mit integrierter Luftmatratze (Quechua Sleepin’bed ultralight 5° von Decathlon)
- Campingkocher (Vorgängermodell von diesem hier), 2 Kartuschen
- Taschenmesser
- Outdoorwaschzeug (Waschmittel + Spülmittel + Seife + Shampoo)
- Camping-Kaffeefilter von Ortlieb
Wäsche
- Reduziertes Set, so dass wir ein paar Mal per Hand und einmal mit der Maschine gewaschen haben
- Sportliche Klamotten, Funktionskleidung
- Fahrradkleidung, war für uns aber nicht zwingend notwendig
- 1 Paar Sportschuhe
- 1 Paar Flipflops
Regenkleidung
- Einfache Regenjacken
- Einfache Regenhosen
- Regengamaschen
Technik
- Nexus 5
- Lumia 920
- USB-Zusatzakku von Sanyo
- Smartphone-Halterung KLICKfix Farradtasche Phonebag
Fahrradzubehör
7 Fahrradtaschen haben wir dabeigehabt, um das Gepäck zu verstauen:
- 4 Ortlieb Radtaschen Back-Roller Classic
- 2 Ortlieb Fahrradtaschen Front-Roller Classic
- 1 ABUS Fahrradtasche für den Lenker

Die ganze Taschenpracht im Einkaufswagen in England. So konnten wir beide in einen Supermarkt, ohne die Taschen aus den Augen lassen zu müssen. Alternativ haben wir die Taschen mit einem zusätzlichen Fahrradschloss angeschlossen.
- Kleine Luftpumpe
- Flickzeug
- Ersatzschlauch von Schwalbe
- Einzelne Schrauben- und Inbusschlüssel
Routenplanung und Campingplatzwahl
Wir sind in beiden Ländern ausgewiesene nationale Fernradwanderwege gefahren. Diese waren teilweise gut ausgeschildert. Ein Navi ist trotzdem sehr empfehlenswert. Wir sind mit meinem Nexus 5 und der App Komoot gefahren. Meine Erfahrungen mit Komoot habe ich letztes Jahr hier beschrieben. Die Routen gab es zwar als GPX-Tracks im Internet, ich musste allerdings die französische Route komplett nachzeichnen, da in der Route die Trackpoints fehlten. Mehr zu den Karten in den Folgeartikeln.
Unsere Spontaneität unterwegs haben wir uns durch intensive Vorbereitung erarbeitet. So haben wir zwei Google-Karten erstellt, in die wir alle Campingpätze, Bahnhöfe und ausgewählte Restaurants eingetragen haben.
Wir waren am Ende immer auf offiziellen Campingplätzen. Wildes Campen ist sicherlich auch möglich, aber wir waren vor allem in Frankreich abends häufig erschöpft und froh um eine warme Dusche.
Zu guter Letzt: Deutsche Bahn und Hauptbahnhöfe
In Deutschland fährt auf den längeren Strecken meist die Deutsche Bahn. Das mag aus Wettbewerbssicht nicht immer perfekt sein, beim Planen und Buchen ist es von Vorteil. Im Gegensatz zu England. Allein im Süden hatten wir es mit vier verschiedenen Anbietern zu tun. Jeder Anbieter hat andere Richtlinien bezüglich der Fahrradmitnahme, die wir jedesmal recherchieren mussten.
In Deutschland gibt es außerdem das Konzept des Hauptbahnhofs. Nicht in Paris oder London. Wir kamen beispielsweise am Gare de Lyon an und sind ab Gare Montparnasse weitergefahren. In London kamen wir am Charing Cross an und fuhren ab Liverpool Street weiter. In Basel konnten wir durch die Ankunft am deutschen Bahnhof Basel Bad einen wesentlich günstigeren Tarif bekommen als wären wir direkt bis Basel SBB gefahren. In allen drei Städten sind wir zwischen den Bahnhöfen mit dem Rad gefahren. So haben wir neben grünen Landschaften in der Bretagne und Südengland auch noch Stadtluft geschnuppert.
Unsere Reise
Hier geht es zu den den Artikeln unserer Reise
- Mit dem Fahrrad durch die Bretagne auf der „Tour de Manche“
- Mit dem Fahrrad entlang der Südküste Englands
Die 20 Euro Servicegebühr, die Titanic verlangt, jedoch mit den Buchungsgebühren einzelner Fahrten verrechnet, wurde uns erlassen.
Pingback: Mit dem Fahrrad durch die Bretagne auf der "Tour de Manche" - Björns Reiseblog
Hallo Björn, vielen Dank für Deine Beiträge zum Reisen mit dem Rad ! Wir kommen aus Darmstadt und möchten auch mit dem Rad nach Südengland. Dein Bericht machte uns Mut und es ist toll, daß wir von Euren Erfahrungen profitieren dürfen ! Dürfen wir eventuell bei der näheren zukünftigen Planung nochmal zusätzliche Fragen stellen ?
Frühlingsgrüße aus Hessen von Vera & Guido
Klar, kein Problem.
Hallo Björn, sehr guter Reisebericht. Ich möchte im nächsten Jahr. Die Strecke von Köln aus starten und dann in Plymouth die Fähre nach Santander nehmen. Ich fand schon sehr nützliche Infos in deinem Blog.