Zugfahrt von Berlin über Basel und Paris nach Saint-Malo
Bereits die Anreise in die Bretagne war ein kleines Abenteuer. 20 Stunden und 32 Minuten waren wir unterwegs. Das hört sich allerdings schlimmer an, als es tatsächlich war. Der Zug von Berlin nach Basel war ein Nachtzug und wir haben ganz gut geschlafen. In der günstigsten Schlafwagenklasse bekommt man ein Bett in einem Abteil mit 6 Betten, die aber nur mit max. 5 Personen belegt werden.
Kurz nach 7 kamen wir bereits in Basel an. Dort sind wir mit dem Fahrrad vom deutschen Bahnhof Basel Bad zum Schweizer Bahnhof SBB gefahren. Das hatten wir uns selbst so ausgesucht, um für die Fahrt von Berlin nach Basel Bad einen günstigen Spartarif zu bekommen (mehr zu unserer Zugreiseplanung hier). Die kurze Fahrt von 2 km haben wir mit einem Frühstück im hippen Café Unternehmen Mitte kombiniert. Auf dem Weg dorthin haben wir uns Morgenluft um die Nase wehen lassen, den Rhein überquert, den Marktplatz mit Rathaus und vieles mehr gesehen. Es gibt schlechtere Arten, in den Tag zu starten.
Weiter ging es nach Paris. Ankunft am Gare de Lyon, Weiterfahrt ab Gare Montparnasse. Das hat nichts mit Spartarifen zu tun, das ist der ganz normale Pariser Bahnhofswahnsinn. Auch die Fahrradfahrt zwischen den Bahnhöfen war aufregend, der Großstadtverkehr ist nichts für schwache Nerven.
Am Bahnhof Montparnasse wurde es dann sogar noch spannend. Die Fahrt mit dem Fahrstuhl und unseren Fahrrädern dauerte so lange, dass wir fast unseren Zug verpasst hätten. Als wir schließlich in Saint-Malo ankamen, waren wir sehr glücklich. Die erste Etappe hatten wir geschafft.
Saint-Malo
In Saint-Malo fuhren wir zunächst zum Campingplatz Camping Municipal de la Cité d’Alet. Dieser liegt auf der Halbinsel La Cité, nicht weit von der Innenstadt entfernt.

Ein Bild, was uns anderthalb Wochen begleiten würde. In der Bretagne sind Ebbe und Flut so ausgeprägt, dass viele Boote bei Ebbe auf dem Trockenen liegen.
In Saint-Malo besuchten wir das einzige auf Happy Cow verzeichnete Restaurant, das Café VG de la Plage. Es liegt direkt am Strand. Den Nachtisch wollten wir aber in einem der vielen Crêpesläden in der Innenstadt einnehmen. Die Innenstadt befindet sich in einer alten Festungsanlage und ist sehr gepflegt. Viele kleine Geschäfte prägen zudem das Bild und schaffen eine gemütliche Atmosphäre.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Dinard. Jetzt sollte das eigentliche Abenteuer beginnen: Über 350 km auf dem Fahrrad.
Informationen zu unserer Route
Wir sind von Dinard nach Roscoff auf der Tour de Manche, benannt nach dem Ärmelkanal, gefahren. Diese ist deckungsgleich mit der EuroVelo 4. Die Vorlage für die Tour haben wir zwar als GPX-Track gefunden (z.B. auf biroto oder auf der offiziellen Tour-Seite), diese waren aber nicht geeignet, um sie in Komoot weiterzuverarbeiten. Daher habe ich sie nur als visuelle Vorlage genutzt und die Tour komplett nachgebaut. Hier geht es zu meiner Tour auf Komoot. Sie stimmt bis auf wenige Ausnahmen, insbesondere zum Ende der Tour, mit der Beschilderung vor Ort überein.
Es gibt da noch eine zweite Sicht auf die Tour, die wir zugegebenermaßen ignoriert haben. In Zukunft werden wir uns diese aber stets zu Gemüte führen.
Wir wussten, dass es nicht flach ist, dass es aber quasi nie flach ist war uns nicht klar. Nicht selten sind wir morgens losgefahren und der Tag hat uns mit einem steilen Anstieg begrüßt. Man muss kein Radsportler für die Tour sein, aber eine gewisse Grundfitness ist schon notwendig.
Neben der Tour haben wir uns noch eine Karte auf Google My Maps angelegt. Dort haben wir alle Campingplätze eingetragen, die wir finden konnten. Mit Hilfe der Karte konnten wir immer recht spontan entscheiden, wo wir die Nacht verbringen.

Es gibt sehr viele Campingplätze in der Bretagne. Den nächsten zu finden, war mit der My Maps Karte kein Problem.
Außerdem haben wir alle Bahnhöfe in die Karte eingetragen, um den Zug nehmen zu können, falls die Zeit knapp wird oder wir eine Panne haben. Das Zugnetz ist allerdings nicht gut geeignet, um ein paar Kilometer zu überbrücken, da es nicht entlang der Radstrecke verläuft. Am Ende sind wir nicht Zug gefahren. Das Wissen, dass wir die Strecke ohne Hilfsmittel in 8 Tagen schaffen müssen, hat einen stetigen Druck ausgeübt. Um nicht in Bedrängnis zu kommen, mussten wir ca. 50 km am Tag schaffen. Erst in den letzten Tagen nahm dieser ab, als klar war, dass wir es problemlos zur Fähre schaffen würden.
Von Dinard nach Roscoff
Nachdem wir in Dinard angekommen waren, machten wir schon die erste Pause: Vorräte auffüllen. Es mag ein Cliché sein, dass Franzosen viel Baguette essen. Für uns wurde es während der Zeit in Frankreich, aber auch in England, zu einem wichtigen Nahrungsbestandteil. Nachdem wir die ersten Tage auch mal „richtig“ gekocht hatten, standen am Ende eher kalte Speisen auf dem Plan. Ob beim Picknick zwischendurch oder abends im Zelt: Baguette, Käse, Oliven, frisches Gemüse und Obst aber auch Knabbereien und Süßes. Wir hatten meist ein reichhaltiges Buffet. Unterwegs haben wir uns auch mal was gegönnt, z.B. eine Galette, ein aus der Bretagne stammender Buchweizenpfannkuchen.
Die Strecke an der Küste entlang war traumhaft. Während der gesamten Strecke gab es zudem kaum Autoverkehr. Außerdem herrschte eine sehr freundliche Stimmung zwischen Radfahrern und Einheimischen. Ohne ein „Bonjour“ fährt man hier nicht aneinander vorbei.
Eine Attraktion ist die rosa Granitküste, insbesondere bei Ploumanac´h. Dieser Ort ist ein Beispiel für die vielen bretonischen Ortnamen. Teilweise stehen auf Schildern französische und bretonische Bezeichnungen. Viele Bretonen identifizieren sich mehr mit der Bretagne als mit Frankreich und die bretonische Flagge sieht man sehr häufig.
Die Bretagne ist bekannt für ihre vielen Menhire, auch Hinkelsteine genannt. Das Exemplar auf dem Bild wurde nachträglich christianisiert.
Die Bretagne ist sehr dünn besiedelt. Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern sind selten. Unsere Route verlief also mehr durch Dörfer. Lannion (19.627 EW) gehört zu den wenigen Ausnahmen.
Und wieder raus auf’s Land…
Die letzten drei Tage waren dann einfach zu heiß zum Fahrradfahren. Nachmittags waren es 35°C. Da half nur Schatten aufsuchen und ausharren.
Es war wunderschön. Den ganzen Tag draußen an der frischen Luft, das Fahrradfahren, die freundlichen Menschen, das leckere Essen, einfach toll! Wären wir nicht so neugierig auf weitere uns noch unbekannte Orte, würde ich sagen: wir kommen wieder. Aber das könnt ihr ja erst einmal übernehmen.
Für uns ging es dann erstmal rüber nach England.
Details zu unserer Route
Hier noch eine lose Liste von Orten, die wir besucht haben
- St Malo Camping d’alet
- Camping Le frêche à l’âne
- Cap Fréhel
- Plage de la Fosse
- Camping Belle Vue, Hillion
- Saint Quai Portrieux
- Camping de Vaquez
- Tour des Falaises
- Abbayé de Beauport
- Tréguier (Galettes)
- Camping Trestraou
- Le Moulin Vert, Lannion
- Locquirec, Camping du fond de la baie
- D79 A bis Plougasnou
- Morlaix
- Trologot
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Hi Björn,
als frankophiler Mensch und begeisterter Radfahrer hat mir Deine Seite sehr gefallen.
Gerne hätte ich noch mehr Details gehabt, z. Bsp wo ihr gut gespeist und wo angenehm übernachtet habt. Vielleicht, wenn Du mehr Zeit hast…..:)
Ich hoffe, das meine Frau und ich nächstes Jahr die Tour machen können.
Viele Grüße
Alex