Fahrt mit dem Northern Explorer von National Park nach Wellington
Neuseeland ist nicht gerade das Land des Zugverkehrs. Betrachtet man nur die überregionalen Züge, dann kommt man gerade mal auf drei Zugstrecken. Auf einer der Strecken fährt der Northern Explorer von Auckland nach Wellington. Wir sind in National Park zugestiegen, nahe des Tongariro Crossing.
Auf der Strecke fahren auch Busse. Vergleicht man die Zugfahrt mit einer Busfahrt ist der Zug fast doppelt so teuer. Die Fahrtzeit ist vergleichbar, da der Zug nicht besonders schnell fährt. Die Zugfahrt ist aber in jedem Fall entspannter, da es nicht auf und ab und rechts und links über die bergige Landschaft geht wie es mit dem Bus der Fall ist. Und zu sehen gibt es dabei auch mehr als von der Straße aus.

Oder man geht auf die „Viewing Platform“. Manche Fahrgäste harren hier stundenlang aus, um schöne Fotos zu machen.

So wie dieses hier vom Mount Ruapehu. Die Wolke darüber sah an diesem Tag wirklich so aus. Wie mit einem breiten Pinsel aufgetragen.
Mit Airbnb zu Gast bei Anna und Steve
In Wellington wurden wir dann von Steve abgeholt, unserem Gastgeber für die nächsten 7 Tage. Wir hatten eine Airbnb-Unterkunft gebucht.
Anna und Steve vermieten per Airbnb nur in den Trimesterferien, ansonsten wohnen hier meist Studenten. Steve ist gelernter Koch und kocht abends gegen ein geringes Entgelt für alle Gäste. Für Tina und mich gab es immer eine vegetarische Variante. Lecker!!
Das Haus von Anna und Steve liegt in Kelburn direkt an der Endstation des Cable Cars. Während das Cable Car für viele Touristen eine Attraktion darstellt, war es während der Woche unser Hauptverkehrsmittel runter vom Berg in das Zentrum.
Ein deutscher Bäcker
Der Stadtteil Kelburn hat ein kleines Zentrum mit Cafés, Restaurants und einem deutschen Bäcker. Es ist allgemein bekannt, dass deutsche Reisende vor allem das heimische Brot vermissen. Denn statt Körnerbrot gibt es meist nur labbrigen Toast. Um diese Art von Heimweh zu stillen, haben sich in Kelburn ein deutsches und ein neuseeländisches Paar zusammengetan und eine deutsche Bäckerei gegründet. Dort haben wir uns belegte Brötchen und ein Brot gekauft. Das tat gut! Ich sehe mich jetzt schon googlen: deutsche bäckerei sydney, deutsche bäckerei bangkok, …
Garden’s Magic und Birdman Wellington
Während unseres Aufenthalts fanden einige Events statt. Unsere Unterkunft liegt direkt am botanischen Garten, wo jeden Abend ein Open-Air-Konzert stattfand. Das Wetter war nicht immer so toll, so dass wir es nur einmal dorthin geschafft haben. Das Konzert war schön und auf dem Rückweg haben wir im Park einige Glowworms gesehen, kleine Tierchen, die in Neuseeland vor allem durch die Waitomo Caves bekannt sind. Sie sind nicht zu verwechseln mit den Glühwürmchen, die es in Deutschland gibt.
Absurd ging es zu, als wir den Birdman Contest besucht haben, eine Veranstaltung am Hafen von Wellington, bei der der kreativste „Flugversuch“ ins Hafenbecken gekürt wird. Diese schräge Veranstaltung hat eine lange Tradition. Besucher und Teilnehmer verkleiden sich und haben sehr viel Spaß. Das Event ist vergleichbar mit dem Red Bull Flugtag.
Sea Shepherd schickten gleich eine ganze Reihe ins Wasser: Wal, Walfängerboot und Aktivistenboot.
Te Papa, Strand und Cuba Street.
Pflichtprogramm in Wellington ist das Nationalmuseum Te Papa. Auf mehreren Etagen bietet es Natur, Geschichte, Kunst und Kultur Neuseelands und man kann hier mehrere Stunden verbringen. Das Museum vermittelt das Wissen auf sehr lebendige Art und Weise, in manchen Räumen wird sogar zum Mitmachen eingeladen. Ein Highlight ist ein kleines Häuschen, in dem man eine Erdbebensimulation erleben kann und samt Häuschen durchgeschüttelt wird.
Wenige hundert Meter weiter beginnt der erste Strand. Sogern ich auch Matzes‘ (Autor von Pommes gibt’s immer) Aussage, dass Wellington das Bonn Neuseelands sei, zustimmen möchte, so schöne Stadtstrände hat mein Geburtsort Bonn dann doch nicht.
Ein weiteres beliebtes Ziel in Wellington ist die Cuba Street. Wie beliebt diese ist, konnte ich daran messen, dass ich während der Woche dreimal nach dem Weg dorthin gefragt wurde. Hier gibt es u.a. ein paar nette Cafés und Restaurants und Second-Hand-Buchläden (mein Favorit: Arty Bees Books an der Manners Street).
Der Hobbit und das Erdbeben
In Wellington fanden die Filmpremieren des letzten Herr-der-Ringe und des ersten Hobbit-Teils statt. Und zwar im altehrwürdigen Kino Embassy Theatre. Wir haben uns dort den zweiten Hobbit-Teil angesehen, der in Neuseeland gedreht wurde.
Mitten im Film wurde dieser gestoppt und alle Gäste wurden gebeten, das Kino zu verlassen. Wir gingen brav mit allen anderen hinaus, hatten aber die Erklärung des Ereignis akustisch nicht verstanden. Das war uns auch egal, denn 5 Minuten später konnten wir bereits zurück in den Kinosaal. Erst einige Stunden später wurde uns klar, was die Ursache war: Ein Erdbeben der Stufe 6,3. Am nächsten Tag wurde überall von dem Beben gesprochen, es war die Titelstory der neuseeländischen Zeitungen. Der Film war aber durch die ständigen Kampfszenen so laut gewesen, dass wir die Erschütterung nicht gemerkt haben. Verrückt!!
Alltag in Wellington: Cricket, Squash und Softwareentwicklung
Eher zufällig bin ich an einem Cricket-Spiel vorbeigekommen. Ich schaute ein bisschen zu und versuchte mir anhand meiner Beobachtungen das Ziel und die Regeln des Spiels zu erklären. Keine Chance. Ich saß also erstmal am Spielfeldrand und las den kompletten Wikipedia-Artikel.
So richtig habe ich das Spiel aber erst verstanden, als ich am folgenden Abend ein Spiel im Fernsehen gesehen habe. Danke Steve und einem weiteren Gast kann ich die Faszination für den Sport nun einigermaßen nachvollziehen. Was mir aber immer noch nich in Kopf will, ist die Dauer eines Spiels. Ein Spiel dauert nämlich mehrere Stunden oder gar mehrere Tage. 90 Minuten wären doch eigentlich genug.
Zwei weitere persönliche Highlights waren eine Squashpartie und ein Treffen mit einem Softwareentwickler. Der Mittsechziger Gary hat mir auf dem Squashcourt gezeigt, dass ich noch viel zu lernen habe. Danke dafür! Bei einem Kaltgetränk mit Nik ging es nur am Rande um Sport und hauptsächlich um Softwareentwicklung und die Ruby-on-Rails-Szene in Wellington. Ein nettes Treffen, das mir erneut gezeigt hat, dass sich Reisen und Beruf wunderbar verbinden lassen.
Bei den Preisen des Bäckers sollte ich auch über einen Berufs- und Standortwechsel nachdenken…
Ja, die Preise in Neuseeland liegen etwas über den deutschen, aber man gewöhnt sich schnell daran. Schließlich kann man es nicht ändern. Über einen Standortwechsel kannst du natürlich trotzdem nachdenken. Wenn du nach Wellington ziehen möchtest, komme ich dich regelmäßig besuchen, versprochen 😉